Depression und Sexualität – Alles, was du darüber wissen musst

Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die sich auf die Stimmung, die Gedanken und das Verhalten einer Person auswirkt.
Typische Symptome einer Depression sind unter anderem ein ständiges Gefühl von Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, ein vermindertes Interesse an Aktivitäten, die normalerweise Freude bereiten, Veränderungen im Appetit und im Schlafmuster, Energieverlust, Konzentrationsstörungen sowie Gedanken an Selbstmord oder Suizid.

Eine Depression schränkt das gesamte Leben ein und kann für die Partnerschaft eine Belastungsprobe darstellen.

Sie löst beim Gegenüber meist Hilflosigkeit und Unsicherheit aus. Denn der*die Partner*in, wie man ihn*sie kennt, ist nicht mehr da. Die erkrankte Person zieht sich oftmals zurück, zeigt wenig bis kein Interesse an Sexualität und verspürt auch kein Bedürfnis nach Nähe. Viele depressive Menschen berichten auch davon, dass die Liebesgefühle zum*zur Partner*in während der Depression verschwunden waren.

 

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Wie beeinflusst die Depression das Sexualleben?

Wenn du unter einer Depression leidest, ist es vollkommen normal, dass auch dein sexuelles Verlangen abnimmt. Denn wenn man sich niedergeschlagen und hoffnungslos fühlt, hat man kein Interesse an sexueller Aktivität. Es kann auch sein, dass schlichtweg zu wenig Energie vorhanden ist, um sich für Sex zu engagieren.

mann depression sonnenuntergang
Bei einer Depression nimmt auch oftmals das sexuelle Verlangen ab. (Foto: Pexels)

Ein weiteres Problem ist, dass viele Menschen mit Depression auch unter sexuellen Funktionsstörungen leiden. Erektionsprobleme oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen dazu, dass sich Betroffene noch weiter von dem*der Partner*in zurückziehen. Dies kann für manche Menschen eine weitere enorme Belastung sein.

Vor allem, weil in einer Depression viele Dinge nicht mehr möglich sind und keine Freude mehr bereiten. Wenn zusätzlich die Sexualität nicht so gelebt werden kann, wie gewünscht, senkt das bei vielen das Selbstwertgefühl. Bei Männern zeigt sich dies häufig durch Versagensängste. Depressionen können auch negative Gedanken auslösen oder verstärken. In Bezug auf die Sexualität kann dies dazu führen, dass sich ein Mensch unattraktiv fühlt oder vermehrte Scham in der Sexualität verspürt.

Wie sich jedoch genau eine Depression auf das Sexualleben auswirkt, ist bei jedem Menschen und jedem Paar unterschiedlich.

Eine gelebte Sexualität und Intimität können sich wiederum positiv auf die Depression auswirken. Es kann dazu beitragen, Stress abzubauen und positive Gefühle zu fördern. Wie die Sexualität eine Stütze bei Depressionen sein kann, erfährst du weiter unten.

Sexuelle Probleme während der Depression

Während der depressiven Phase oder auch wegen der Einnahme von Medikamenten gegen die Depression kann es zu sexuellen Problemen kommen. Einer der häufigsten Probleme ist der Libidoverlust. Dadurch, dass die Person mit Depression niedergeschlagen ist, energielos und sich die Gedanken in einer Negativspirale drehen, ist es durchaus verständlich, dass das Interesse an Sexualität weniger wird.
Ein weiteres häufiges Symptom von Depression ist der Verlust von Interesse und Freude an Aktivitäten, die man früher genossen hat, einschließlich Sex. Wenn es neben dem niedrigen Interesse an Sexualität noch zu sexuellen Funktionsstörungen kommt, ist für viele depressive Menschen die Lust ganz weg.
Es kann während der Depression auch dazu kommen, dass sich der Orgasmus verzögert oder die Person generell Schwierigkeiten hat einen Orgasmus zu erreichen.

Bei Männern kann es zu Problemen mit der Erektion kommen, sie können nur schwer eine Erektion bekommen oder aufrechterhalten. Auch eine schmerzende Erektion kann vorkommen. Bei Frauen kann es zu Problemen mit der Lubrikation kommen, das heißt, die Scheide wird nicht ausreichend feucht. Ebenfalls kann es zu Schmerzen, während des Geschlechtsverkehrs, kommen.

Eine Depression kann eine sexuelle Funktionsstörung auslösen, indem sie die Hormone und Neurotransmitter im Körper beeinflusst, die für sexuelle Erregung und Funktion wichtig sind.

Ebenfalls können körperliche Symptome, wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Schmerzen oder negative Gedanken die sexuellen Probleme weiter verschlimmern.

Wenn es zu sexuellen Funktionsstörungen kommt, sitzt die Scham darüber, bei vielen Menschen sehr tief und sie vermeiden Sexualität gänzlich. Dies wiederum ist sehr schade, da Sexualität und Intimität eine Quelle der Freude ist und ein Gefühl der Geborgenheit auslösen kann.

Wichtig ist, dass du weißt, dass eine sexuelle Funktionsstörung eine normale Begleiterscheinung während einer Depression ist. Sich übermäßig Sorgen über die sexuellen Probleme zu machen, kann dazu führen, dass sich die Depression verstärkt. Auch wenn es schwer ist, sieh es als Chance, deine Sexualität neu kennenzulernen. Den Fokus weg vom Geschlechtsverkehr oder Orgasmus und hin zu lustvollen Berührungen, sinnliches Kuscheln oder angenehme Streicheleinheiten.

Paar Kuss gegen Depression - Sexualität
Die körperliche Nähe zum Partner*in wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. (Foto: Pexels)

Doch dazu ist es essenziell, dass du mit deinem*deiner Partner*in über eure Sexualität sprichst. Dies sorgt dafür, dass dich dein*deine Partner*Partnerin besser versteht und ihr gemeinsam einen Weg findet, eure Sexualität befriedigend auszuleben. Eine offene Kommunikation erfordert Mut und Vertrauen, da es oft schwer ist, über diese intimen Themen zu sprechen. Es kann hilfreich sein, sich Zeit zu nehmen und einen geeigneten Zeitpunkt zu wählen, um in Ruhe miteinander sprechen zu können. Es ist auch wichtig, sich aufeinander zu konzentrieren und dem anderen verständnisvoll und empathisch zuzuhören.

Wenn du merkst, dass du in deiner Partnerschaft gerne Intimitäten austauschen möchtest, aber nicht weißt, wie weit du in der Sexualität gehen möchtest, und du Intimität deswegen gänzlich vermeidest, um den anderen „keine Hoffnungen“ zu machen, besprich deine sexuellen Grenzen mit ihm*ihr.

Depression und Sexualität: Veränderung der Sexualität

Wenn ein Partner an einer Depression leidet, verändert sich auch die Sexualität. Vieles, was früher selbstverständlich war, geht nun nicht mehr. Wenn lange keine Intimität mehr stattgefunden hat, kann es auch zu Unsicherheiten führen, wie man die Intimität wieder aufbauen kann. Am besten ist es, sich Zeit zu lassen und Schritt für Schritt wieder mehr Nähe in den Alltag zu etablieren. Der Abschiedskuss, wenn der andere aus dem Haus geht, das Kuscheln auf dem Sofa oder Händchen halten während dem Film schauen.

Wenn du unter einer sexuellen Funktionsstörung leidest, ist es auch ratsam, dies deinem Arzt und deiner Therapeutin mitzuteilen. In erster Linie ist es von deinem Arzt und deiner Therapeutin das Bestreben, die Depression zu lindern. Dies kann dafür sorgen, dass neben der Depression auch die sexuellen Funktionsstörungen verschwinden. Aber das Thema Sexualität muss Platz finden in einem Arztgespräch und während einer Therapie. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit zu einer Sexualtherapie. Eine Lebensstiländerung kann sich ebenfalls positiv auf die Sexualität auswirken.  

Sexualität kann eine Stütze bei Depression sein

Eine Depression sollte mit einem Facharzt*ärztin und psychotherapeutisch behandelt werden. Schwere Depressionen erfordern neben einer Psychotherapie auch eine medikamentöse Behandlung. Neben diesen zwei Hauptpfeilern gegen eine Depression, gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Depression zu bekämpfen. Dazu zählen Bewegung, Struktur im Alltag, Entspannungsübungen oder auch Sexualität.

Denn Sexualität kann die Freisetzung von Endorphinen und anderen Hormonen auslösen, die das Wohlbefinden steigern und das Stimmungsniveau erhöhen können. Ebenfalls kann Sexualität das Selbstwertgefühl verbessern und das Gefühl von Selbstvertrauen und Selbstsicherheit erhöhen.

Eine positive Körperwahrnehmung und eine bessere Selbstakzeptanz können dazu beitragen, depressive Gedanken und Gefühle zu reduzieren. Für depressive Menschen sind Bezugspersonen, welche auch in der Krankheit zu ihnen stehen, enorm wichtig. Der oder die Partner*in übernimmt während der Depression nicht nur eine emotionale Stütze, sondern regelt auch im Alltag vieles für den Betroffenen. Eine sexuelle Beziehung kann die Bindung zwischen den Partnern wieder stärken. Dies kann zu einem größeren Gefühl von emotionaler Unterstützung und einem höheren Maß an Glück und Zufriedenheit in der Beziehung führen.

Sex kann auch helfen, Stress abzubauen, was ebenfalls dazu beitragen kann, Depressionen zu reduzieren. Der körperliche Kontakt und die körperliche Nähe können beruhigend wirken und das Gefühl von Entspannung und Gelassenheit fördern.

Wie Antidepressiva auf die Sexualität wirken

Antidepressiva können sich auf die Sexualität auswirken, da sie das Nervensystem beeinflussen, das an der Kontrolle der Sexualfunktion beteiligt ist. Einige Antidepressiva können sexuelle Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel eine verminderte Libido, eine verzögerte oder ausbleibende Ejakulation, eine verminderte Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten oder verminderten Empfindlichkeit von Penis, Vagina oder Klitoris.
Es gibt jedoch auch Antidepressiva, die keine oder nur geringe sexuelle Nebenwirkungen haben, und es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Mensch, der Antidepressiva einnimmt, sexuelle Nebenwirkungen erfährt.

Medikamente Depression
Antidepressiva können sich negativ auf die Sexualität auswirken. (Foto Pexels)

Die Behandlung einer Depression hat oftmals Vorrang vor den möglichen sexuellen Nebenwirkungen, da eine Depression eine schwerwiegende Krankheit ist, welche behandelt werden muss. In vielen Fällen können die Vorteile einer erfolgreichen Behandlung der Depression die möglichen sexuellen Nebenwirkungen überwiegen.

Es ist auch möglich, dass eine Kombination aus Antidepressiva und Sexualtherapie dazu beitragen kann, sexuelle Funktionsstörungen zu behandeln. Eine Sexualtherapie kann dazu beitragen, dass Betroffene lernen, Techniken zur Steigerung der sexuellen Erregung und zur Verbesserung der sexuellen Funktion zu entwickeln.

Du solltest auf keinen Fall deine Medikamente absetzen, aufgrund sexueller Nebenwirkungen. Das Absetzten kann dazu beitragen, dass sich die Depression wieder verstärkt. Ebenfalls solltest du auf keinen Fall riskante Selbstbehandlungsmethoden, mit illegalen Substanzen probieren.

Sprich mit deinem*deiner Facharzt*ärztin über das Problem und gemeinsam werdet ihr zu einer Lösung finden. Wenn es zu einer sexuellen Funktionsstörung, wegen der Einnahme von Antidepressiva kommt, sollte man einige Wochen abwarten und schauen, ob sich die Situation verbessert. Weiters kann der betreuende Arzt*Ärztin die Dosis anpassen, um hier entgegenzusteuern. Auch ein Wechsel des Medikamentes kann möglich sein. Um Erektionsstörungen bei Männern entgegenzuwirken, können auch PDE5 Hemmer, besser bekannt als „Viagra“, eingesetzt werden.

Ein weiteres Problem kann bei selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) sein, dass sich trotz ordnungsgemäßen Absetzens die sexuellen Nebenwirkungen erhalten bleiben. Dieses Phänomen wird auch als (engl.) Post-SSRI sexuelle Dysfunktion – kurz PSSD – bezeichnet. Mehr zu diesem Thema findest du hier.

 

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Wenn die Liebesgefühle während der Depression weg sind

Viele Menschen, welche von einer Depression betroffen waren, berichten davon, dass ihre Liebesgefühle zum*zur Partner*in verschwunden waren. Dies kann für die Betroffenen eine sehr belastende Erfahrung sein. Dass die Liebesgefühle weg sind, kann damit zusammenhängen, dass für viele Menschen mit Depressionen, alles leer und stumpf ist. Sie beschreiben ein Gefühl der Gefühllosigkeit und können Gefühle der Liebe nicht mehr richtig spüren oder äußern. Dies kann Teil der Depression sein und einige Zeit andauern.

Wenn du darunter leidest, dann gib dir Zeit, um deine Gedanken und Gefühle zu sortieren und sei geduldig mit dir selbst und deinem Partner oder Partnerin. Konzentriere dich auf deine eigenen Bedürfnisse und kümmere dich um dich selbst. Das kann bedeuten, dass du dich regelmäßig körperlich betätigst, gesunde Mahlzeiten isst, genug Schlaf bekommst und dich aktiv mit deinen Hobbys oder Interessen beschäftigst.

Eine Therapeutin kann dir helfen, die Ursachen deiner Gefühle zu verstehen und Wege zu finden, um damit umzugehen. Ebenfalls kann ein Therapeut dir Unterstützung dabei geben, wenn du überlegst, die Beziehung möglicherweise zu beenden. Aber vor allem sprich mit deinem*deiner Partner*Partnerin darüber, wie du dich fühlst. Dein Gegenüber spürt, dass etwas zwischen euch nicht in Ordnung ist und es ist nur fair, dass er*sie weiß, was mit dir los ist.

6 Tipps zur Verbesserung der Sexualität bei Depression

  1. Offene Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation mit dem Partner oder der Partnerin kann dazu beitragen, das Vertrauen und das Verständnis zu stärken. Es ist wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen und Lösungen zu finden, um die Sexualität für beide Seiten wieder befriedigend werden zu lassen.
  2. Reduzierung von Stress: Stress kann sich negativ auf die sexuelle Funktion auswirken. Versuche, Stressoren zu identifizieren und zu reduzieren, um das allgemeine Stressniveau zu senken. Dazu können Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen beitragen.
  3. Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, die sexuelle Funktion zu verbessern. Durch körperliche Aktivität wird die Durchblutung verbessert, was sich positiv auf die sexuelle Funktion auswirken kann.
  4. Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche Gesundheit zu verbessern.
  5. Behandlung der Depression: Eine erfolgreiche Behandlung der Depression kann auch dazu beitragen, die sexuelle Funktion zu verbessern. Hierbei können Medikamente oder Psychotherapie eingesetzt werden.
  6. Sexualität neu kennenlernen: Nimm dir Zeit für die Intimität. Probiere neues aus und schaue, was alles möglich ist. Durch Selbstbefriedigung kannst du dir selbst schöne Gefühle bereiten und es kann dazu beitragen, die sexuelle Funktion wieder zu verbessern.

Depression kann das sexuelle Verlangen reduzieren und sexuelle Funktionsstörungen verursachen, aber es gibt Wege, das Sexualleben wieder zu verbessern. Sprich darüber und lerne deine Sexualität neu kennen.

Lustvolle Grüße Claudia

Hilfe bei Depression findest du unter:

Deutschland: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start

Österreich: http://www.depression.at/

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Quellen:

https://www.zdf.de/gesellschaft/volle-kanne/libidoverlust-durch-antidepressiva-102.html

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