Lustlosigkeit nach der Geburt – Die Suche nach der neuen Sexualität

Wenn ein Baby in die Welt eines Paares tritt, verändern sich die Prioritäten. Schlafmangel und Stress im neuen Alltag mit Baby lassen die Lust auf Sex praktisch nicht aufkommen. Was du gegen eine sexuelle Unlust nach der Geburt tun kannst und wie wieder ein guter Einstieg in die Sexualität gelingt, erfährst du im Beitrag.

Die Geburt ist ein einschneidendes Erlebnis. Für einige Frauen ist die Geburt ein stärkendes Ereignis und sie erholen sich körperlich wie seelisch sehr schnell von den geburtlichen Strapazen und den nachfolgenden Wochen. Für andere Frauen ist die Geburt mit schlimmen Erfahrungen bis hin zu traumatisierenden Momenten verbunden. Der Körper und der Geist brauchen Zeit, um sich zu erholen.

Physiologisch gesehen ist der Körper nach einer vaginalen Geburt sehr schnell wieder bereit für Geschlechtsverkehr. Die ersten zwei bis sechs Wochen scheiden Frauen noch Wundsekret aus. Um eine Infektionsgefahr zu vermeiden, sollte daher auf Geschlechtsverkehr in dieser Zeit verzichtet werden. Wenn der Wunsch nach Geschlechtsverkehr stark ist, kann auch ein Kondom verwendet werden, um die Infektionsgefahr zu vermindern.

Nach ca. 6 Wochen sind bei den meisten Frauen Verletzungen an Vagina, Damm, inneren Vulvalippen oder Klitoris abgeheilt.

Wenn nach einigen Wochen noch Probleme auftauchen, wie beispielsweise Fistelbildung, sollte unbedingt ein*e Arzt*Ärztin oder die Hebamme aufgesucht werden.

Wenn nach der Geburt gestillt wird, wird das Hormon Prolaktin ausgeschüttet. Das volle Stillen hat eine gewisse empfängnisverhütende Wirkung, auf welche man sich jedoch nicht verlassen sollte. Es kann also dauern bis die Periode wieder einsetzt, meist dann, wenn weniger gestillt oder abgestillt wird. Das Hormon Prolaktin sorgt dafür, dass das sexuelle Verlangen gehemmt wird. Ebenfalls kann es zu Scheidentrockenheit führen. Dagegen helfen ein Gleitmittel, längeres Vorspiel und viel Geduld.

Stillen - Lustlosigkeit nach der Geburt
Durch das Stillen haben viele Frauen eine verminderte Lust auf Sexualität. Langes Vorspiel und Geduld helfen die Lust wieder zu fördern. (Foto:Pexels)

Mythos: Geweitete Vagina

Dass die Vagina nach einer vaginalen Geburt, geweitet bleibt, ist ein Mythos, welcher sich seit vielen Jahren hält. Die Vagina ist ein Muskel, welcher sich wieder zusammenzieht. Selbst eine Stunde nach einer Geburt, können sich viele Frauen nicht mehr vorstellen, wie durch die Vagina der Kindskopf gepasst hat. Es dauert einige Wochen, bis sich der weibliche Intimbereich nach der Entbindung nicht mehr gereizt und gedehnt anfühlt.

Beckenbodenmuskeltraining verhilft vielen Menschen zu einer erfüllenden Sexualität. Vor allem nach dem man ein Kind zur Welt gebracht hat. Die Beckenbodenmuskulatur liegt um deine Vagina herum und sorgt dafür, dass du vor Inkontinenz geschützt bist. Wie du Sex, insbesondere Geschlechtsverkehr mit deiner Vagina wahrnimmst, hängt viel von deinem Beckenbodenmuskel ab. Ein trainierter Beckenbodenmuskel kann dir ebenfalls zu mehr Lustgefühl, besserer Orgasmusfähigkeit und -spürbarkeit verhelfen. Rückbildungskurse sind nicht nur für deinen Beckenboden eine tolle Sache, auch lernst du neue Mütter kennen und kannst dich mit Gleichgesinnten austauschen. 

Verändertes Körpergefühl nach der Geburt – positives Körpergefühl herstellen

Durch eine Schwangerschaft und Geburt verändert sich der Körper. Viele Frauen fühlen sich nach der Geburt nicht sehr wohl im eigenen Körper. Der Bauch ist weich und oftmals sind noch ein „ein paar Kilos“ zu viel auf den Rippen um sich wohl zu fühlen. Für Sport und Diät sind viele Frauen einfach zu müde und haben ihren Fokus auf das kleine Wesen in ihrem Leben. An manchen Tagen ist man froh, wenn man sich die Zähne geputzt und Haare gekämmt hat.

Der Höhepunkt des Tages ist dann eine „2 min. Dusche“.  Um sich im eigenen Körper wieder wohl zu fühlen, muss man nicht wieder so aussehen, wie vor der Schwangerschaft. Es heißt, seinen Körper so anzunehmen, wie er ist und verdammt stolz zu sein, was dieser Körper geleistet hat und immer noch leistet.  Dein Körper hat ein Kind ausgetragen und zur Welt gebracht, für diese Leistung gebührt dem Körper Anerkennung und Respekt.

Manche Frauen fühlen sich unwohl den eigenen Körper zu betrachten. Dabei kann es hilfreich sein, seinen Körper wieder selbst zu „begreifen“. Sich selbst zu streicheln, seinen Körper mit Body Lotion zu verwöhnen oder sich eine Massage zu gönnen.

Weitere Tipps, wie du dir ein positives Körperbild schaffst, findest du hier.

Wenn (wieder) eine gute Verbindung zum eigenen Körper entsteht, ist dies ein wichtiger Baustein dafür, dass die Lust auf Sexualität zurückkehren kann.

 

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Veränderter Lebensalltag – Zeit schaffen

Ein Kind stellt den gewohnten Alltag auf den Kopf, alles wird anders. Dass Sex in der ersten Zeit weder für Mütter noch für Väter einen Platz findet, ist Realität. Der Lebensalltag verändert sich durch die neue Rolle als Elternteil. Viele Paare müssen einen neuen Umgang miteinander finden. Vieles, was vor dem Kind geregelt war, muss neu verhandelt werden. Die Paardynamik verändert sich. Um mit diesen vielen neuen Gegebenheiten gut umzugehen, ist Verständnis und Mitgefühl für den Anderen wichtig.

Wenn die veränderte Situation zu vermehrtem Streit führt und man sich in der neuen Elternrolle vom Gegenüber unverstanden fühlt, sinkt bei vielen Menschen die Lust auf Intimität gegen null.

Eine klare offene Kommunikation kann helfen, sich gegenseitig besser zu verstehen und die Herausforderungen des Gegenübers besser wahrzunehmen. Durch innige Gespräche entsteht eine besondere Nähe. Durch solch eine Nähe kann Intimität entstehen und das Paar kann sich wieder nahe fühlen.

Dafür ist es essenziell, dass man sich als Paar Zeit füreinander nimmt. Das stellt Eltern oftmals vor eine große Herausforderung. Deswegen ist es wichtig, sich Termine mit dem*der Partner*in zu organisieren, wo man im besten Fall ungestört ist, auch wenn es nur wenige Minuten sind. Sich gemeinsame Zeit als Paar zu gönnen, stärkt die Beziehung und tut jedem einzelnen ebenfalls gut. Als Eltern dürft ihr auch auf euch selbst und die Beziehung Acht geben und euch verwöhnen. Denn, geht’s den Eltern gut, geht’s auch dem Kind gut. 

Paar
Bewusste Paar - Zeit nehmen für mehr Lust auf Sex (Foto: Pexels)

Oftmals heißt ein „Date Abend“ nicht unbedingt, dass die Lust auf Sex sofort wieder kommt, nur weil man 5 Minuten ungestörte Zeit mit dem*der Partner*in verbringt. 5 Minuten Ruhe sind für viele frisch gebackene Eltern eine Wohltat und sie genießen die Zeit lieber mit einem Nickerchen. Denn wenn der Alltag von Stress und Unruhe begleitet wird, werden oftmals alle Pausen, für Erholung genutzt. Wenn jedoch im Leben eines Paares der Stress weniger wird und gemeinsame ungestörte Zeit bleibt, kann auch die Lust und die Neugierde auf Sexualität mit dem Anderen wieder kommen.

Neuer Sex – Druck herausnehmen

Nach einer Entbindung gibt es die Möglichkeit, sich selbst und die eigene Lust wieder neu kennenzulernen. Durch „Solo Sex“ kannst du für dich testen, was oder ob sich etwas für dich verändert hat und welche Berührungen für dich angenehm sind.

Manche Frauen haben Angst vor dem „ersten Mal“, weil sie Angst vor Schmerzen haben. Dabei empfiehlt es sich, die Sexualität schrittweise wieder aufzunehmen und nur das zu tun, was lustvoll ist und Spaß macht. Wünsche und Bedürfnisse haben sich nach einer Geburt oftmals verändert und dürfen neu ausgehandelt werden. Dabei darf man sich in der Sexualität neu kennen lernen und den Humor und die Freude dabei nicht vergessen.

Bei vielen Paaren ist das erste Mal Sex nach der Geburt ein Flop, deswegen sollte man sich nicht verunsichern lassen. Es braucht Zeit und ein neues Kennenlernen des Anderen. Dabei bietet Sexualität nach einer Geburt die Chance, den Sex intensiver und bewusster zu erleben. Dadurch kann qualitativ hochwertiger Sex entstehen, welcher sich befriedigender anfühlt.

Wenn Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten, ist der erste Schritt sofort wieder aufzuhören und dort weiterzumachen, wo die Sexualität noch lustvoll war. Meistens haben die Schmerzen nichts mit Geburtsverletzungen zu tun, sondern damit, dass du noch mehr Zeit brauchst, um in die vollständige Erregung zu gelangen. Wie weiter oben bereits erwähnt, gibt es viele körperliche und hormonelle Veränderungen, welche die Erregung weniger aufkommen lassen. Deswegen ist es umso wichtiger, sich bei der Sexualität, Zeit zu lassen, gut auf sich zu schauen und eine Flasche Gleitgel parat zu haben. 

Durch das Beckenbodentraining lernst du ebenfalls deine vaginale Wahrnehmungsfähigkeit zu verbessern. Wenn dein Beckenbodenmuskel sehr angespannt ist, wenn der Penis in dich eindringt, kann dies zu Schmerzen führen. Durch das Beckenbodentraining kannst du auch deinen Beckenbodenmuskel bewusster entspannen für eine schmerzfreie Sexualität.

 

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Was tun gegen anhaltende Lustlosigkeit nach der Geburt?

Wenn es so scheint, als ob sich die Lust auf Sexualität ganz verabschiedet hat, weil der letzte Sex schon Monate oder Jahre zurückliegt, kann der Sex zu jederzeit wieder neu aufgenommen werden. Das Wichtigste dabei ist, dass man selbst daran arbeiten möchte und man den Sex vermisst.

Die Lust auf Sexualität beginnt bei dir und du hast die Verantwortung dich um sie zu kümmern. Sich um die eigene Lust zu kümmern, heißt sich genug Freiräume schaffen und sich um einen selbst und den eigenen Körper gut zu sorgen. Du kannst etwas dafür tun, um dich selbst wieder sexy und begehrenswert zu fühlen. Wichtig ist auch, sich für die Beziehung und für die gemeinsame Intimität Zeit zu nehmen.

Selbstverwöhnung gegen Lustlosigkeit nach der Geburt
Sich um sich selbst gut zu kümmern, fördert die Lust. (Foto: Pexels)

Es ist ebenfalls legitim zu sagen, dass man kein Interesse mehr an Sex hat. Die Gründe können unterschiedlich sein. Lustlosigkeit kann viele Gründe haben. Wie du mit der Lustlosigkeit in der Partnerschaft umgehen kannst, erfährst du hier.

Wenn es schon vor der Geburt zu Problemen in der Sexualität gekommen ist, kann es eine größere Überwindung darstellen, sich wieder auf Sexualität einzulassen. Über seine Gefühle und Ängste mit dem*der Partner*in zu sprechen, kann Druck aus der Sache nehmen. Dabei könnt ihr das Wiederaufnehmen der Sexualität als Startschuss dafür nehmen, die Probleme in der Sexualität zu lösen.

3 Faktoren gegen Libidoverlust nach der Geburt

Es gibt einige Faktoren im Leben der Mütter, welche Frauen vor einer Lustlosigkeit nach der Geburt schützen.

  1. Wenn du stolz darauf bist, was dein Körper geleistet hat, fällt es dir leichter ein positives Körpergefühl zu haben. Dich nach der Geburt, mit Bewegung und Berührung um deinen eigenen Körper zu kümmern, ist ein wichtiger Schlüssel für deine Lust.
  2. Wenn du in ein soziales Netz eingebunden bist und du helfende Hände hast, welche sich um dein Kind kümmern, ist dies ein wichtiger Faktor für deine Lust. Wenn du dir selbst Erholungsmöglichkeiten einräumst und du dich auch um dich selbst kümmern kannst, ist dies förderlich für deine Lebenszufriedenheit.
  3. Wenn du deinen Partner als liebevollen Vater oder deine Partnerin als liebevolle Mutter wahrnimmst, kann dies zu einer neuen Verliebtheit führen. Dies kann die Intimität zu deinem*deiner Partner*in und auch deine Lust fördern.

Haben dich einige der Faktoren überrascht? Meist denken wir, wenn es Probleme in der Sexualität gibt, muss die Lösung auch in der Sexualität liegen. Da die Sexualität und die Lust auf Sexualität von vielen verschiedenen Einflussfaktoren abhängig sind, können auch die Lösungen, wie du wieder in deine Lust kommst, unterschiedlich aussehen.

Sexualität ist ein Potenzial an Lebensfreude – Karolin Bischof

Die Sexualität wird sich nach einer Geburt verändern. Mit offener Kommunikation, Selbstfürsorge, Spaß und Neugierde kann Sexualität dir viel Freude bereiten.

Lustvolle Grüße Claudia

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